Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit bis ich auf die Idee kam und die Idee umgesetzt wurde. Nachdem ich an England, Schottland und Wales bereits einen Haken setzen konnte, fehlte mir nur noch eins: Nordirland. Warum also nicht mal nach Belfast fahren?

Um Ostern herum war es schließlich soweit. Kerngesund stieg ich in den Flieger, mit einer fetten Erkältung landete ich in Belfast. Das schien irgendwie eine neue Tradition zu werden, krank im Urlaub zu sein. So hatte ich bei meiner vorherigen Reise, meinem USA Roadtrip, ebenfalls mit unglaublichen Halsschmerzen und starken Husten zu kämpfen. Doch ich wusste ja, wie es abläuft. Ein Ricola nach dem anderen wurde gelutscht und ansonsten gute Miene gemacht.
Unser Hotel lag nahe des Stadtzentrums von Belfast. Zu Fuß konnte man prima vieles erreichen. Am ersten Tag schauten wir uns das Titanic Quarter an. Zentrum des Titanic Quarts ist die Titanic Experience, ein in 2012 eröffnetes Museum, welches sich mit dem Bau und dem Untergang der Titanic beschäftigt. Denn immerhin wurde das als unsinkbar angepriesene Schiff damals genau dort in Belfast gebaut. Die Experience erstreckt sich über neun Stockwerke. Interaktiv lernt man dort viel Interessantes über die Besonderheiten der Bauweise, die unterschiedlichen Reiseklassen, die Gäste und die Retter. Die Experience ist sehr spannend gestaltet, sowohl für Jung und Alt und auf jeden Fall einen Besuch wert. Zurück im Zentrum von Belfast ging es dann zum Victoria Square, einem Shopping Center, welches nicht nur wegen seiner Restaurants und Läden einen Besuch wert ist, sondern auch wegen der großen Glaskuppel, von der man einen wunderbaren Ausblick über die nordirische Haupstadt hat.

Um mehr von Nordirland als nur Belfast zu sehen, beschlossen wir einen Ausflug zum Giant’s Causeway zu machen. Wer Harry Potter oder Game of Thrones kennt, dem sollte dieser Küstenabschnitt bekannt vorkommen. Unabhängig davon ist dieser Ort auf jeden Fall eine Reise Wert. Sogar im strömenden Regen hatte er irgendwie etwas besonderes an sich. Allein schon auf den Felsen zu stehen und die herannahenden hohen Wellen zu beobachten, gefiel mir sehr. Nächster Halt war die Carrick-a-Rede Rope Bridge, einer Hängebrücke, die ganz in der Nähe des Giant’s Causeway liegt. So spektakulär war die Hängebrücke zwar nicht, aber der Küstenabschnitt war wieder traumhaft schön. Und endlich kam auch mal die Sonne etwas raus.
Sofern sie nicht überteuert sind, finde ich Hop-On-Hop-Off-Busse auch immer ideal. Insbesondere in Städten, wo man sich nicht auskennt, es keine Staßen- oder U-Bahnen gibt und man trotzdem viel von der Stadt sehen möchte, ohne sich die Füße kaputt zu laufen. Deswegen besorgten wir uns ein solches Ticket für Belfast. Unser eigentliches Ziel war das Crumlin Road Gaol, ein ehemaliges Gefängnis. Hier kamen sie hin, die IRA-Kämpfer. Geschlossen wurde es 1996, doch erst seit 1998 herrscht Waffenstillstand. „Belfast macht sich“, erzählt der Busfahrer. Woran man das merkt? Überall stehen Kräne in der Stadt, die Gebäude hochziehen, deren Errichtung sich vor zwanzig Jahren nicht einmal gelohnt hätte. Einkaufszentren, Hotels, Konzertsäle. Die Menschen kommen, viele bleiben. Auch mir gefällt diese Stadt, die so ganz anders ist als gedacht. Und als ich abreise, denke ich mir, dass ich eines Tages bestimmt wieder kommen werde.
ich habe in den letzten Monaten soviel Beiträge über Irland gesehen und habe selbst in der Familie einen großen Irland-Fan ( er war glaub schon 3 x dort ). Irgendwie scheint es sehr viele Menschen dort hinzuziehen ! Ich finde die Fotos auch immer sehr beeindruckend und die Küste superschön, aber leider zieht es mich automatisch immer in den Süden. Ich danke trotzdem für die schönen Fotos und den Beitrag !!!
Uns hat Nordirland auch begeistert, vor allem der Giants Causeway, der von Larne über einen Großteil der Nordküste verläuft. Belfast hat uns gefallen, weil die Stadt durch ihre Bauwerke besonders ist. Die Glaskuppel des Victoria Square ist ein super Aussichtspunkt.
Ich kenne nur Dublin und Cork ein wenig.. aber das ist verzaubernd :) Schwedengruß
Ich war im Frühjahr auch da und muss sagen, dass ich selten zuvor so geflasht war wie vom Giants Causeway. Ein wirkliches Naturwunder, das man unbedingt mal gesehen haben muss.
https://hanseator.com/2017/03/31/giganten/
Ein wirklich schöner Beitrag. Ich zergehe ja immer bei Bildern von der Küste. Die sind hier wirklich besonders schön. Wahrscheinlich war es gerade der Regen, der eine besondere Stimmung hervorgerufen hat :D.
Du konntest einen „Harken“ (ohne r) setzen? Abgehakt? Was ist denn das für eine merkwürdige Einstellung, Länder abzuhaken? Als hättest Du dort schon alles gesehen und erlebt, was von Bedeutung wäre. Das meintest Du nicht wirklich so, oder?
Ich hake keine Länder ab, sondern Erinnerungen und Erlebnisse. Die erste Reise nach Wales beispielsweise kann niemals genauso sein wie die zweite Reise dorthin, also sehe ich die erste Reise als abgehakt an. Genauso versteht es sich mit anderen ersten Reisen. Schottland. England. Und jetzt noch Nordirland. Abgehakt. Eine erste Reise ist immer was besonderes. Vielleicht ist es auch nicht immer die schönste Reise, aber man bekommt immer den einen Eindruck, der alle Eindrücke, die danach noch kommen werden in gewisser Weise vorbelastet, auf positive oder negative Art und Weise (und auch, wenn man das manchmal gar nicht will). Generell denke ich, dass man von einem Ort, einem Land, einer Insel etc. niemals behaupten kann, man hätte alles gesehen auch wenn man zig mal dort gewesen ist. Es gibt Orte an denen ich bereits unzählige Male war und es trotzdem jedes Mal wieder etwas spannendes zu entdecken gibt. Manchmal reicht auch schon ein Wetterumschwung. Und ob „Haken“ oder „Harken“, auch ein geharkter Boden verändert sich und muss eine Tages erneut bearbeitet werden. Vielleicht eine passende Verbindlichung. Nordirland habe ich für‘s erste abgehakt – die erste Reise dorthin ist einmalig und kann nicht wiederholt werden – aber eines Tages werde ich zurückkommen um noch viel mehr zu entdecken.
LG Anne
Das hast Du schön formuliert, insofern freue ich mich, dass ich für meine Kritik kein schlechtes Gefühl haben muss, hat sie doch noch einmal eine schöne Reflexion erzeugt ;-)
Das mit dem ersten Eindruck ist tatsächlich wichtig, ich kenne das auch. Mal will man beim zweiten Mal das gleiche Gefühl wieder erleben (was manchmal sogar klappt), mal will man es beim zweiten Mal tilgen (zum Beispiel wenn einen eine Stadt wie Kairo erstmal völlig überfordert hat). Egal wie: Das zweite Mal ist sehr wichtig, weil man abgeklärter empfindet