Bis auf ein, zwei weitere Autos war der Parkplatz leer. Wir standen vor einer Halle, groß, grau und mit verdunkelter Tür, mitten in Las Vegas. Mir kam das Ganze nicht geheuer vor. Ganz und gar nicht. „Geh du“, schlug ich vor, „Ich komm‘ dann nach.“ Charmant, ich weiß. Doch immerhin war es seine Idee gewesen hierhin zu fahren und nicht meine. „Ach komm, wir gehen beide da jetzt zusammen rein.“ Skeptisch schaute ich ihn an. Das Einzige, was mich wirklich in meiner Entscheidung umstimmen könnte die Halle doch noch zu betreten, wäre die Tatsache, dass sich eben in jener Halle eine Klimaanlage befinden könnte und dieser Gedanke, ich muss es zugeben, wurde bei der prallen Sonne in Las Vegas immer angenehmer. Und weil ich keine Spielverderberin sein wollte und es außerdem der Geburtstag meiner besseren Hälfte war, gab ich mir einen Ruck und öffnete die Tür. Das Nächste was ich wahrnahm, war ein lautes Grollen, gefolgt von einem Scheppern und mehreren Schüssen.
Irre. Sowas hatte ich noch nicht gesehen, zumindest noch nicht im echten Leben. Hunderte funktionsfähige Flipper standen aneinander gereiht. Star Wars. Adams Family. Indiana Jones. Doctor Who. Willkommen in der Pinball Hall of Fame.
Bevor ich mich überhaupt für einen entscheiden konnte, ging ich die Gänge ab und schaute mir an, was es alles für Flipper gab. Die Auswahl war riesig und reichte Jahrzehnte zurück. Im hinteren Bereich gab es zudem auch noch andere, ältere Arcadespiele. Ich kramte in meiner Tasche und fand vier Quarter. Vier Quarter, das waren vier Spiele. Doch am Eingang befanden sich Automaten, wo man weitere Dollarnoten klein machen konnte.

Wir verbrachten eine halbe Ewigkeit in der Pinball Hall of Fame. Es war als wäre ein in mir schlummernder Kindheitstraum wahr geworden. Da waren wir die Tage zuvor am Grand Canyon, im Monument Valley und schließlich in Las Vegas und alles war auch wirklich schön und interessant, aber diese Pinball Hall of Fame, die haute mich wirklich um. Was noch fehlte, war das perfekte Souvenir, ein kleines Erinnerungsstück an diesen abgedrehten Ort.
Kurz bevor wir wieder aufbrechen wollten, entdeckte ich dann schließlich einen Greifarmautomaten. Ich persönlich halte nichts von diesen Dingern, was daran liegen mag, dass ich nicht sonderlich geschickt darin bin, was sich widerrum auf meine angeborene Ungeduld zurückführen lässt; doch dieser Greifarmautomat schien mir auf einmal die letzte Chance zu sein zumindest noch ein kleines Souvenir mitnehmen zu können. Ich versuchte mich demnach gar nicht daran, ließ meiner besseren Hälfte den Vortritt und hielt eine Minute und zwei Versuche später eine gelbe, kostümierte Bärchen-Quietscheente in den Händen. Wenn ich schon auf keinen echten Bären traf, dann eben auf einen, der sich alle Mühe gab, zumindest so auszusehen.
Wieder draußen vor der nun gar nicht mehr so abschreckend wirkenden Halle, fiel uns als erstes der Laden nebenan auf. Nerdgazm. Komisch, den hatten wir vorhin gar nicht wahrgenommen. Und da wir es nicht eilig hatten und neugierig waren und auch immer noch das Erlebnis der vergangenen Stunden so präsent war, beschlossen wir dort mal reinzuschauen.

Wir waren die einzigen Kunden und wurden auch sogleich vom Inhaber angesprochen, ob er uns helfen könnte. Während wir ihm erzählten was uns so gefällt, schaute wir uns um. Der Laden war gut sortiert. Typische Fanartikel und Nerdstuff reihten sich aneinander. Als wir ihm erzählten, das wir auf Doctor Who und Star Wars stehen, winkte er uns in den hinteren Teil seines Ladens. Der Teil, wo die wirklich interessanten Dinge zu finden waren.
Collagen von Autogrammkarten. Signiert. Und Eingerahmt. Harrison Ford, Carrie Fisher, Mark Hamill. Und noch viele mehr. „Sind die echt?“ Eine berechtigte Frage, insbesondere als ich den Preis sah. Ja sie waren echt und er erzählte, woher er die ganzen Karten hatte.
Wenn er nicht im Laden ist, dann reist er umher und besucht Conventions. Er zeigte uns auf seinem Handy Bilder und es stellte sich heraus, dass er mit einigen, dessen Autogrammkarten so schön eingerahmt an der Wand hingen, sehr gut bekannt war. Während er erzählte, schauten wir uns weiter um. Mittelpunkt des Ladens war definitiv das Kostüm von Darth Vader. Original? Natürlich. Damals, vor vielen, vielen Jahren, für einen Bruchteil des heutigen Wertes gekauft. „Du musst eine sehr gute Alarmanlage haben.“ Oh ja, die hat er.
Als wir schließlich den Laden verlassen, ist es bereits stockdunkel. Wir beschließen zurück zum Hotel zu fahren und dann am Strip irgendwo Essen zu gehen. Vielleicht lag es daran, dass wir bereits einen so schönen Tag hatten oder es lag vielleicht auch etwas in der Luft, aber bevor wir überhaupt erst die Cheesecake Factory erreichten, saßen wir bereits im Caesars Palace am einarmigen Banditen mit einem riskanten Einsatz von einem ganzen Dollar. Den wir auch sogleich verloren. Doch wir ließen uns nicht entmutigen und setzten einen zweiten Dollar ein. Und dann passierte es.

Die Maschine schrillte und der gewonnene Betrag stieg rasant an. Wir schauten uns an und trafen stumm eine Entscheidung. Das Glück wollten wir nicht zu sehr herausfordern. Deshalb druckten wir den Beleg und machten uns auf den Weg zu einer der Maschinen, womit man sich das Geld auszahlen lassen konnte. Und schließlich hielten wir ihn in der Hand: Unseren 13$ Gewinn. Winner Winner Chicken Dinner.