Max regelt das

Neapel. Dorthin sollte es gehen. Warum? Die Entscheidung traf eher Christoph als ich. Er wollte aus dem Grund dahin, weil Neapel nicht Rom ist (#mainstream) und dort einige Folgen der Sopranos gedreht worden sind. Ich wollte dort hin, einfach aus dem Grund, weil ich dort noch nie war (#keepitsimple). 

Da ich zeitweise ein viel beschäftigter Mensch bin, überließ ich das buchen der Flüge Christoph – 26, aufgeregt wie hulle vor seiner zweiten Flugreise und mit dem Wissen gesegnet, dass eine Reise mit mir zu einem wahren Abenteuer werden kann. Während er also den Flug buchte, saß ich vor meinem fünften Cocktail im Henry’s, einer American Bar in Hannover, wo die Burger abgrundtief miserabel schmecken. Es wäre vielleicht schlauer gewesen, wenn wir beide die Flüge zusammen gebucht hätten, aber überraschenderweise ging dieses Mal nichts schief und abends fiel ich betrunken und mit dem Wissen ins Bett: In ein paar Monaten gehts nach bella Italia! Dass am Anfang alles wie am Schnürchen lief, hätte mich stutzig machen sollen. Eine Reise, wo wirklich alles glatt läuft? Das hatte innerhalb der letzten 25 Jahre irgendwie noch nie funktioniert. Und natürlich kam es, wie es eben kommen musste: Das Chaos holte uns schneller ein als wir darauf vorbereitet waren. An dieser Stelle ziehe ich mich nun zurück. Ab hier übernimmt Christoph Kofferzuklein:

„Max regelt das“ – „Max war der Pilot auf dem letzten Flug“ – „Egal, Max muss das regeln!“

Endlich über den Wolken. Doch der Weg dorthin war nicht einfach.

Die Angst sei mir verziehen, schließlich ist dies erst mein vierter Flug in meinem ganzen Leben. Das Flugzeug befindet sich im Landeanflug auf einen südeuropäischen Flughafen mit nur einer einzigen Landebahn. Ich hatte noch keine Turbulenzen. Bei diesem Landeanflug aber schon. Schweißgebadet greife ich die Hand rechts neben mir. „Deine Hände sind ganz schwitzig“ – Ich tu einfach so als hätte ich das nicht gehört. Bin zu stolz es zuzugeben. Das Flugzeug sackt unterdessen immer mal wieder ab und der Pilot muss korrigieren. Der Boden kommt immer näher. Ich denke kurz, wenn jetzt was falsch läuft, startet er doch durch. Mit einem leichten Drücken in den Sitz spüre ich, dass der Vogel aufgesetzt hat. Puh, alles halb so schlimm. Meine Hände sind trotzdem nass. Natürlich springen kurz nach der Landung alle auf und drücken den sitzenden Menschen ihr Gesäß ins Gesicht. Typisch. Wir verlassen das Flugzeug über eine Treppe direkt auf das Flugfeld und steigen in einen Bus, der übermäßig gekühlt ist. Nach nur gefühlten 20 Metern Fahrt, hält er wieder und lässt uns unserer Wege gehen. Eine provisorische Betonrampe später befinden wir uns am Gepäckband und warten auf unser Gepäck. Es ist ein bisschen wie bei der Ziehung der Lottozahlen. Ob unsere Koffer wirklich ankommen? Schließlich ist eigentlich gar nichts rund gegangen.

Als wir morgens am Abflugflughafen angekommen sind, erscheint an der riesen Tafel unser Flug als gestrichen. „Klasse“ dachte ich und sah wie meine bessere Hälfte schon strammen Schrittes zum Swiss Schalter ging. Hier ein kurzer Abriss unseres Gespräches:

Flugzeuge sind nicht für 2-Meter-Menschen gemacht.

Anne: “Hallo, wir haben gerade gesehen, dass unser Flug nach Zürich ausgefallen ist.“
Schalterdame fröhlich: “Ja das haben wir auch gerade mitbekommen.“
Anne: “Und was machen wir jetzt? Wir müssen unseren Anschlussflug bekommen.“
Schalterdame 1 zu Schalterdame 2: “Weißt du ob Peter umbuchen kann?.“
Schalterdame 2: “Eigentlich kann er das.“

Ab zu Peter.

Anne: “Hallo, … Flug … Zürich … ausgefallen.“
Peter:  “Ja haben wir auch gerade gesehen, aber ich kann sie von hier aus nicht umbuchen, weil …. Bangkok…sparen…alles zentral….warten auf SMS…. Sparen…Bangkok….weniger Geld…..sparen….Bangkok…sparen…“
Anne: “Können wir nicht auf den früheren Flug umgebucht werden?“
Peter : “Sparen…Bangkok…äh was? Ja das ginge schon. Da müssen wir mal die Damen fragen.“

Also wieder zurück.
Peter: “Könnt ihr umbuchen?“
Schalterdame 3 im Verbund mit 1&2: “Ja das können wir.“

Wenigstens gab es in Zürich leckeres Frühstück.

Durch diesen ganzen Stress habe ich meine anfängliche Aufregung total vergessen. Plötzlich waren unsere Koffer auf dem schwarzen Förderband in den Keller verschwunden und ich ging durch die Sicherheitskontrolle.

Nach unserer Landung in Zürich hatte ich ein ganz komisches Gefühl. Ich loggte mich in das W-LAN des Airports ein und bekam direkt eine E-Mail. Die Lufthansa schien noch nicht zu wissen, dass wir bereits in Zürich sind. In der E-Mail stand unsere neue Verbindung. Jetzt sollten wir eigentlich einen anderen Flug über München nehmen.

Neapel. Endlich kommen wir an unserem Ziel an.

Obwohl wir uns gerade unser wohlverdientes Frühstück in Zürich bestellt hatten, sprang Anne erbost auf und sagte: „Ich regel‘ das schnell“. Nach 15 Minuten und einem vorzüglichen Rührei später kam sie zurück und sagte es wäre wieder alles gut. In mir wächst langsam ein Gedanke „verdammte Lufthansa“. Bislang hatte aber eigentlich nur Swiss Blödsinn verzapft. Bislang.

Naja was soll‘s. Einige Stunden später standen wir also am Gepäckband und spekulierten darauf, ob und wann unsere Koffer auf dem Band erscheinen würden …

 
Wie es weiter ging, warum wir in Pompeii zu waschechten Touris wurden und wo es in Neapel die beste Carbonara gibt, erfahrt ihr demnächst hier.

Erzähl mir mehr!


11 Gedanken zu “Max regelt das

  1. Das ist total spannend zu lesen und der Schreibstil gefällt mir echt gut. Ich freue mich schon auf die kommenden Beiträge. Insgesamt finde ich den Blog wirklich toll!! ❤︎lichst Luisa

  2. Ich war mal mit dem Zug in Neapel, eine interessante Erfahrung. Aber im Zug kann man sich wenigstens die Beine vertreten und ins Bordrestaurant gehen (dafür dauerts „etwas“ länger). ;-)

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